Valentina Berger, geboren 1969, lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Wien. Krimis und Thriller waren immer schon ihre Leidenschaft. Bereits als Kind konnte sie von Miss Marple und Hercule Poirot nicht genug bekommen. Um sich nicht ständig mit Mord und Totschlag zu beschäftigen, verfasst sie auch Märchen und Kindergeschichten. „Das Liliengrab“ ist nach „Der Augenschneider“ ihr zweiter Thriller.
Hallo Valentina, zuerst einmal herzlichen Dank, dass Du Dich zu diesem Interview bereit erklärt hast.
Du schreibst unter dem Pseudonym Valentina Berger, warum?
Mein Name lautet eigentlich Berta Berger – und da mache ich auch kein Geheimnis draus. Unter meinem richtigen Namen sind unter anderem zwei Kinderbücher erschienen („Die Prinzessin, die von der Liebe nichts wissen wollte“ und „Kunigund kugelrund“, beide im Autumnus Verlag). Um hier eine klare Grenze zu ziehen, entschied ich mich für ein Pseudonym. So ist es gleich erkennbar, womit die Leser rechnen müssen, wenn sie ein Buch von mir in Händen halten. Jetzt arbeite ich an einem Mädchenthriller für den Arena Verlag. Auch da wurde mir zu einem weiteren Pseudonym geraten. Ich hoffe, ich verwechsle mich selbst nicht irgendwann.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hast Du gemerkt, dass das Schreiben für Dich eine Bedeutung hat?
Nachdem meine Tochter in den Kindergarten ging, suchte ich nach einer Beschäftigung, die mich geistig ein wenig forderte. Ein Studium wäre zu zeitintensiv gewesen. Beruflich musste ich immer schon viel schreiben, allerdings fachbezogene Berichte. Meine Kollegen meinten, ich solle doch mal was anderes schreiben, weil ich mir mit meinen Formulierungen viel Mühe gab. Und so kam eins zum anderen.
Damals hatte das Schreiben für mich aber bloß den Stellenwert des Zeitvertreibes. Erst als ich nach der Geburt meines Sohnes eine Zwangspause einlegen musste, merkte ich nach und nach, dass ich ohne Schreiben unausstehlich werde. Als ich dann das zweite Mal mit dem Schreiben wieder begann, bekam es plötzlich eine ganz andere Bedeutung für mich. Ich wollte nicht mehr bloß schreiben, ich wollte auch veröffentlichen, was ja dann auch geklappt hat.
Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Wahrscheinlich gar nicht anders, als der Alltag der meisten Menschen, die berufstätig sind. Ich arbeite ja als Sozialpädagogin in einer Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche und habe eine 45-Stunden-Woche. Immerhin sind da die Nachtdienste inkludiert, sodass ich nach einem Dienst meist zwei, drei Tage frei habe. An diesen Tagen schreibe ich – vormittags, wenn mein Sohn in der Schule ist – oder abends, wenn er im Bett liegt.
Die restliche Zeit ist mit alltäglichen Dingen ausgefüllt: Haushalt, Einkaufen, Kochen, … das kennen ja die meisten ohnehin. Eigentlich also ganz unspektakulär.
Vor wenigen Tagen ist Dein neuester Thriller „Das Liliengrab“ im Piper-Verlag erschienen. Es ist bereits der 2.Thriller, der nach weniger als 13 Monaten veröffentlicht worden ist. Woher hast Du die Idee zu diesem Buch genommen, was hat Dich dazu inspiriert?
Das klingt jetzt zwar schnell, aber man darf nicht vergessen, dass die Verlage eine sehr lange Vorlaufzeit haben. Tatsächlich war „Das Liliengrab“ schon Ende Februar 2010 fertig geschrieben, „Der Augenschneider“ im März 2009. Von dem Zeitpunkt, an dem man „Ende“ unter ein Manuskript schreibt, bis zum Erscheinen vergeht häufig ein ganzes Jahr oder sogar mehr. Die Idee zu „Das Liliengrab“ hatte ich, weil mich psychische Krankheiten faszinieren. Meine Täter haben alle Störungen. Schizophrenie bot sich an und ist ein sehr interessantes Feld, das mir viel Spielraum ließ. Kindesmisshandlung ist ein stets aktuelles Thema, wie man auch in den Medien immer wieder hört – und beruflich hatte ich auch schon häufig mit Opfern zu tun. Daher dachte ich, diese Elemente zu einem Roman zu verbinden, sei eine gute Idee.
Wie viel Zeit hast Du benötigt, bis Deine Figuren und deren Charaktere fertig entwickelt waren?
Meine Ermittler begleiten mich schon sehr lange, Jahre sogar. Vorher durften sie in zwei Kurzkrimis ihre Fälle lösen. Die waren eine Zeit lang sogar als eBook erhältlich, ich habe sie aber, bevor die Romane erschienen sind, aus rechtlichen Gründen von der Plattform entfernen lassen. Auf meine Täter lasse ich mich allerdings immer wieder neu ein, weil es ja jedes Mal ein anderer, und somit auch für mich zunächst ein Fremder, ist. Zuerst muss die Grundidee für einen Roman da sein, dann überlege ich mir, wer solch eine Tat verüben könnte – und vor allem, aus welchen Gründen. Daraus kristallisiert sich langsam eine „Diagnose“ für eine psychische Erkrankung bzw. eine Vorgeschichte des Täters. Das ist der Zeitpunkt, wo ich intensiv recherchiere, um möglichst ein authentisches Bild vom Täter zu entwickeln. Diese Arbeit nimmt oft Wochen in Anspruch, aber wenn ich das Gefühl habe, den Mörder (oder die Mörderin) vor mir zu sehen, zu fühlen, was ihn antreibt, dann kommt die Geschichte auch in Gang.
In Deinen Büchern gibst Du ziemlich früh den Täter preis. Ist das ein Markenzeichen von Dir?
Ja. In meinen Büchern geht es nicht darum, wer der Täter ist, sondern mehr um sein Motiv, seine Geschichte und darum, wie er gefasst wird. Allerdings habe ich als Rückmeldung von vielen LeserInnen gehört, dass sie lieber raten wollen, also überlege ich fürs nächste Buch, die Identität des Täters geheim zu halten.
Wie lange hast Du an dem Manuskript für „Das Liliengrab“ gearbeitet?
Reine Schreibzeit waren etwa neun Monate. Allerdings haben die Hintergrundrecherchen auch noch mal zwei bis drei Monate in Anspruch genommen. Alles in allem also etwas über ein Jahr.
Kam es vor, dass Du während des Schreibens an einer Schreibblockade littst und wenn ja, wie konntest Du sie überwinden?
Bei „Der Augenschneider“ kam ich anfangs nicht über Seite 70 hinaus. Dort steckte ich fest und wusste nicht weiter – bis ich herausfand, dass ich einen groben Fehler im Plot hatte und dass die Geschichte, so wie ich sie mir ausgedacht hatte, gar nicht funktionieren kann. Nachdem ich dann in einer Nacht- und Nebelaktion in einer Cocktailbar in Frankfurt mit meiner Schwester die ganze Handlung noch mal durchgesprochen hatte, lief es plötzlich sehr gut. „Das Liliengrab“ plante ich gleich recht genau durch, damit mir das nicht noch mal passiert – also nein, ich hatte keine Schreibblockaden. Bloß hin und wieder keine Lust zum Schreiben. Aber da kann ich sehr konsequent zu mir selbst sein, überhaupt, wenn ich weiß, ich muss meine Abgabetermine einhalten.
Wie gefällt Dir das Cover des Buches? Kam die Idee dazu von Dir?
Das Cover ist Verlagsentscheidung, die Idee stammt also nicht von mir. Aber mir gefällt es total gut – was sag ich? - ich bin begeistert!
Vor kurzem hast Du mit Deinen Lesern eine Leserunde zu Deinem Buch veranstaltet und besprochen. Was hat Dir diese Leserunde gegeben und was nimmst Du persönlich aus dieser Runde mit?
Leserunden sind für mich immer etwas Besonderes. Ich liebe den Austausch mit meinen Lesern. Und ich finde es spannend, wie manche Stellen im Buch bei ihnen ankommen, wie sie die Figuren empfinden, ob sie mitfiebern, was sie nervt … solche Rückmeldungen nehme ich für mich mit und versuche das im nächsten Buch zu berücksichtigen. Außerdem gibt es wohl kaum AutorInnen, die nicht gerne übers Schreiben und ihre Bücher reden. Da bilde ich keine Ausnahme. ;-)
Gibt es auch Lesungen mit Valentina Berger?
Ja, natürlich. Ich lese sogar sehr gerne und würde mir mehr Lesungen wünschen. Aber das Buch ist ja erst erschienen, das kommt schon noch.
Wie wichtig sind Dir die deutschen Fans und was schätzt Du an ihnen?
Meinst du jetzt, weil meine Thriller in Österreich spielen und ich in Österreich lebe? Ich habe mir Wien als Setting ausgewählt, weil ich die Stadt kenne, nachdem ich schon über zwanzig Jahre da arbeite und auch einige Jahre in Wien gewohnt habe. Aber ich habe ganz, ganz viele Freunde in Deutschland, bin mehrere Male im Jahr da, meist zu den Buchmessen, aber manchmal auch einfach nur zu Besuch oder auf Urlaub. Ich liebe Deutschland und die Menschen hier. Die, die ich kennengelernt habe, sind alle total hilfsbereit und zuvorkommend. Ich würde ja am allerliebsten eine Leserunde durch Deutschland machen. Vielleicht bekomme ich dazu einmal Gelegenheit.
Wird es ein Wiedersehen mit den Figuren des Buches geben, d.h. ist eine Fortsetzung denkbar?
Ich hoffe es. Noch warte ich auf die Zusage des Verlags. Aber ich bin schon gerüstet, habe die Handlung konzipiert und brauche eigentlich nur mehr mit dem Schreiben zu beginnen.
Welche Bücher sind in Deinem Bücherregal zu finden?
Viele, viele, viele. Die meisten sind natürlich Thriller und Krimis, weil das nicht nur beim Schreiben, sondern auch beim Lesen mein Lieblingsgenre ist. Aber ich habe auch Kinder- und Jugendbücher, literarische Werke – und überhaupt so ziemlich alles quer durch das „Gemüsebeet“. Einen großen Platz nehmen meine Fachbücher über Medizin, Gerichtsmedizin, Forensik und Kriminalistik und Sachbücher über Serienmörder und Täterprofile, aber auch Schreibratgeber, ein.
Wie verbringst Du Deine freie Zeit?
*lach* Freie Zeit? Was ist das? Nein, im Ernst, natürlich hab ich auch Freizeit, in der ich nicht schreibe. Die verbringe ich gerne in meinem Garten. Ich habe mir extra einen Strandkorb gekauft, weil die mir letztes Jahr in meinem Urlaub an der Ostsee so gut gefallen haben. Dort sitze ich und lese. Ich spiele mit meinem Sohn, gehe mit meinem Mann tanzen (Paartanz wie Tango, Langsamer Walzer, …) oder sehe mir auch mal einfach was im Fernsehen an (ich liebe Grey´s Anatomy, Privat Practice und Desperate Housewives).
Was möchtest Du Deinen Lesern zum Abschluss dieses Interviews noch sagen?
Ich möchte mich bei all meinen Lesern und meinen Fans bedanken, dass sie sich aus der Fülle der vielen, vielen Bücher ausgerechnet meins ausgesucht und gelesen haben. Ich hoffe, dass ich euch mit meinen Geschichten ein paar Stunden gut unterhalten habe.
Vielen Dank für das Interview und die Zeit, die Du Dir dafür genommen hast.
Lieber Leser und Verfolger meines Blogs!
Wer noch nicht in den Genuss gekommen ist, "Das Liliengrab" zu lesen, kann an der Verlosung eines Leseexemplars jetzt und hier teilnehmen. Wenn ihr Leser meines Blogs seid, hinterlasst einfach einen Kommentar hinter diesem Post bzw. Interview und gebt bitte euren Link zum Blog bekannt, sodass ich mich mit dem Gewinner in Verbindung setzen kann. Wer sein Losglück durch ein zweites Los erhöhen möchte, darf gern durch einen Hinweis auf seinem Blog über das Interview und die Gewinnmöglichkeit berichten.
Die Verlosung des Exemplars "Das Liliengrab" erfolgt am 23.09.2011.
An dieser Stelle möchte ich mich beim Piper-Verlag bedanken, der freundlicherweise das Leseexemplar zur Verfügung stellen wird.
Meine Rezension zu diesem Buch findet ihr
hier: