Montag, 6. Mai 2013

# 64 # Elisabeth Herrmann: Das Kindermädchen


Elisabeth Herrmann
Das Kindermädchen

Erschienen am: 01.11.2007
Verlag: Rotbuch
Ausgabeart: Taschenbuch
Kategorien: Belletristik / Krimi/Thriller
Seiten: 448
Preis € (D) 8,95
ISBN: 978-3-442-46455-5

Klappentext: Joachim Vernau ist ganz oben in der Berliner Gesellschaft angekommen. Er steht kurz davor, in die wohlhabende und einflussreiche Familie der von Zernikows einzuheiraten, nicht ahnend, dass ihre Ehrbarkeit nicht viel mehr als Fassade ist. Als eine ukrainische Frau auftaucht und behauptet, die von Zernikows hätten im Zweiten Weltkrieg eine Zwangsarbeiterin beschäftigt, lässt das Familienoberhaupt sie kurzerhand hinaus werfen. Wenig später wird sie tot aus dem Landwehrkanal geborgen. Vernau beginnt unangenehme Fragen zu stellen und kommt nicht nur der Identität der Frau sondern auch dem lukrativen Geschäft mit enteigneter Kunst auf die Spur …

Meine Meinung: Sein Glück scheint vollendet zu sein, als die Verlobung mit der Berliner Senatorin Sigrun Zernikow bekannt gegeben wird, wäre da nicht ein winziges Problem, was Natalja Tscherednitschenkowa hieße. Doch eigentlich ist es nicht das Problem von Joachim Vernau, sondern seines zukünftigen Schwiegervaters Utz. Und eigentlich ist auch das kein größeres Problem, es geht ja nur um eine Unterschrift. Eine Unterschrift unter einem Dokument, wonach Natalja dann Anspruch auf eine Entschädigung hätte. Eine Entschädigung für eine Leistung, die sie während des Zweiten Weltkrieges erbracht hat. Denn Natalja war Zwangsarbeiterin in der wohlhabenden Familie Zernikow und als Kindermädchen für Utz eingesetzt. Nachdem aber die Freundin von Natalja – Olga Warschenkowa, die extra nach Berlin gereist war um die Unterschrift einzufordern, tot aus einem Landwehrkanal geborgen wird und wenig später die Tochter von Natalja - Milla die gleiche Forderung aufmacht, beginnt sich Joachim dafür zu interessieren und verspricht ihr zu helfen. Zusammen mit seiner guten Bekannten und Freundin Marie-Luise beginnen sie der Sache auf den Grund zu gehen, um Unfassbares ans Tageslicht zu bringen.

Elisabeth Herrmann hat in ihren Roman „Das Kindermädchen“ ein, für deutsche Verhältnisse, unangenehmes Thema aufgegriffen, was sich Zwangsarbeit während des Hitlerregimes nennt. Der Protagonist Joachim Vernau ist mehr oder weniger das eigentliche Opfer der gesamten Handlung. Mehrfach bringt er sich in Lebensgefahr, nur um die Machenschaften der Familie, in die er einheiraten will, aufzudecken. Während seiner Recherchen muss er feststellen, dass hinter der Fassade der Familie von Zernikow, insbesondere der Freifrau Irene von Zernikow, eine abgrundtiefe Bosheit steckt, dass sie mit dem faschistischen System sympatisiert und daraus profitiert haben.

Die Geschichte besteht aus mehreren Handlungssträngen und wird hauptsächlich aus der Perspektive des Anwalts Joachim Vernau in der Ich-Perspektive erzählt. Obwohl ich anfangs nur schwer in die Handlung einsteigen konnte, hat sie mich im Anschluss dafür umso mehr mitgerissen. Elisabeth Herrmann hat ihre Story ganz allmählich aufgebaut und ihren Spannungsbogen immer weiter angezogen, der zum Finale hin seinen Höhepunkt erreicht. Zu keinem Zeitpunkt kamen Längen auf. Die Autorin hat für ihren Roman sehr gut recherchiert und die Hintergründe der Zwangsarbeit in der NS-Zeit dargelegt. Ebenso hat sie die verschiedenen Machenschaften aufgezeigt, speziell wie sich manche Familien die Kunst Anderer angeeignet und damit einen profitablen Handel betrieben haben. Dass diese Gier der gut betuchten und angesehenen Familien Berlins auch noch in der Neuzeit des 21.Jahrhunderts vorhanden ist, war aus dem Plot nur unschwer erkennbar und  kaum verwunderlich.
Elisabeth Herrmann hat es wieder einmal geschafft, mich mit ihrem Roman, der der Beginn einer Serie mit dem Anwalt Joachim Vernau ist, voll in ihren Bann zu ziehen. Ihre Protagonisten überzeugen auf ganzer Ebene, ebenso ihr Schreibstil, der nicht nur spannend und fesselnd sondern auch sehr amüsant sein kann.

Die Autorin:
Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Sie machte Abitur auf dem Frankfurter Abendgymnasium und arbeitete nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman "Das Kindermädchen" ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Vernau mit Jan Josef Liefers vom ZDF, "Zeugin der Toten" mit Anna Loos in der Hauptrolle. Für dieses Buch erhielt sie den Radio-Bremen- Krimipreis und den Deutschen Krimipreis 2012. Elisabeth Herrmann lebt mit ihrer Tochter in Berlin.

Meine Bewertung:


Reihenfolge der Joachim-Vernau-Reihe:

  1. Das Kindermädchen
  2. Die siebte Stunde
  3. Die letzte Instanz

Quellen:
Cover: Rotbuch Verlag
Klappentext: Rotbuch Verlag
Autorenporträt: Goldmann Verlag
Foto: © Maximilian Lautenschläger

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