Joël Tan
Die Tochter
des Ratsherrn
Erschienen am: 16.10.2012
Verlag: Blanvalet
Ausgabeart: Taschenbuch mit Klappe
Kategorien: Belletristik/Historischer Roman
Seiten: 608
Preis: € 9,99
ISBN: 978-3-442-38047-3
Zur Leseprobe
Klappentext: Hamburg 1290. Runa sollte
zufrieden sein: Als Ratsherrntochter und Frau von dessen Nuncius lebt sie
wohlsituiert. Sie erwartet ein Kind, und ihr Glück scheint perfekt – doch der
Schein trügt: Obwohl Walther seit der Hochzeit versucht, ihre Liebe zu
gewinnen, ist ihr Herz bereits vergeben. Eine zufällige Begegnung lässt
einstige Gefühle wieder auflodern und treibt die Eheleute auseinander. Nun
allein, sieht sich Runa der Willkür eines üblen Klerikers ausgeliefert, doch
zwei Männer riskieren alles, um ihr beizustehen …
Meine
Meinung: Nach dem
verheerenden Brand in Hamburg haben Albert und Rugnhild den Wiederaufbau des
Familiensitzes in der Reichenstraße voran getrieben. Auch Runa, die inzwischen
mit dem besten Freund ihres Vaters, Walther, verheiratet ist und ihr drittes
Kind erwartet, dürfte es an Nichts fehlen. Dennoch spürt Runa immer öfter, dass
sie sich von Walther gefühlsmäßig entfernt und sich ihrer alten Liebe
hingezogen fühlt.
Walther
leidet sehr unter der Zurückhaltung seiner Frau, zudem fühlt er sich von ihr
hintergangen, da sie heimlich nach seiner Vergangenheit forschen ließ.
Doch auch die
Veränderungen in Hamburg bleiben nicht ohne Folgen. Der Schauenburger Graf
Gerhard I. ist verstorben und hat sein Erbe zu gleichen Teilen unter seinen
drei Söhnen aufgeteilt, sodass die Bewohner Hamburgs zu Recht nicht nur noch
höhere Abgaben befürchten um den neuen herrsch- und streitsüchtigen Fürsten
gerecht zu werden, sondern, dass auch der Handel mit den Friesen zum Erliegen
kommen könnte. Dies hätte für Albert von Holdenstede und seiner Familie sowie
Freunden fatale Folgen, da seine ganzen Geschäfte von Graf Gerhard I. abhängig waren.
Sein ärgster Feind, Ratsherr Johannes von Berge, sieht allerdings die
Möglichkeit gekommen, seine Rache gegenüber der Familie von Holdenstede zu
vollenden und schürt gemeinsam mit seiner Frau Heseke vom Berge weitere
Intrigen.
Joël Tan
hat auch ihr neuestes Werk „Die Tochter des Ratsherrn“ auf mehreren
Handlungssträngen aufgebaut, wobei sie dieses Mal ihr Augenmerk auf die Tochter
von Ragnhild und Albert, Runa, gelegt hat. Nachdem sie als ehemalige Begine dem
Kloster den Rücken gekehrt und in einer besonderen Notlage Walther ihr Ja-Wort
gegeben hat, führt sie, obwohl Walther alles für sie tut, eher ein unglückliches
Leben. Walther, der weiß, wem ihr Herz gehört, flüchtet sich immer öfter in seine
Arbeit oder auf Reisen. Doch auch in Walther gehen Veränderungen vor sich. Er
fühlt sich, genau wie Runa, unglücklich und spürt, dass sein Herz seiner
zweiten Liebe gehört - der Musik.
Selbst als
sich die Eheleute völlig entzweien und der Familie von Albert von Holdenstede
übles nachgeredet wird, hält er noch zu ihnen. Walther, der schließlich
beschließt eigene Wege zu gehen, muss kurze Zeit später erkennen, dass er mit
seiner Entscheidung völlig falsch lag. In größter Not hat er seine Frau zurück
gelassen, obwohl er meinte, dass sie sich in Sicherheit befände.
Die
Intrigen die von Alberts Todfeinden ausgehen, dominieren so gut wie die gesamte
Handlung, die in Joël Tans ersten Roman „Die Frau des Ratsherren“ ihren
Ursprung haben und dort detailliert nachzulesen sind. Doch auch wenn man den
ersten Teil der Familien-Saga nicht kennt, wird man von der Autorin in das
Geschehen sehr gut eingeführt. Immer wieder ermöglicht sie dem Leser, das
gespannte Verhältnis zwischen den angesehenen Familien Hamburgs kennen zu
lernen, um so die Zwistigkeiten zwischen ihnen zu verstehen. Dabei geht es in
erster Linie stets um das Ansehen und den Stolz der Familien, um die Verletzbarkeit
und die Schmach, die sie durch gewisse Handlungen erleiden mussten. Die Antwort
darauf ist Rache und Genugtuung, die meist im Schmieden und Ausführen der
furchtbarsten Ränke enden. Für diese Hinterlistigkeiten ist ihnen alles Recht,
Opfer sind gewollt.
In
beeindruckender Weise schildert Joël Tan immer wieder, welche Hierarchien in
Hamburg Ende des 13. Jahrhunderts herrschten und welche Stellung die Familien
und Frauen sowie die Kirche hatten. Alles dreht sich nur um die Macht und das
Geld. Wer dieses besaß, hatte das Sagen. Recht und Unrecht zählte nicht.
Joël Tan
versteht es, ihre Leser von der ersten Seite an ihr Werk zu binden. Der Plot
ist von Spannung und Dramatik nur so durchzogen. Ihre Protagonisten hat sie gut
in Szene gesetzt, sodass man mit ihnen einfach nur mitfühlen und mitleiden
muss. Recht ungewöhnlich empfand ich allerdings, wie die Autorin es geschafft
hat, selbst dem Bösen einen Hauch von Guten einzuhauchen, sodass man als Leser
sich selbst nicht einig war, was man empfinden sollte. Doch alles hat seine Quelle
und man lernt die Handlungen der Protagonisten zu verstehen.
Nachdem
die Autorin den Leser in einem rasanten Tempo durch ihre Geschichte geführt
hat, endet diese mehr oder weniger in einem fast gefühlvollen Happy End.
Fazit: Der zweite Band der Familen-Saga
von Holdenstede beeindruckt nicht nur durch sein außergewöhnlich schönes Cover,
sondern auch durch seinen kompakten und ereignisreichen Inhalt und sollte für
alle Liebhaber von Historischen Romanen zur Pflichtlektüre werden.
Die
Autorin: Joël Tan
Joël Tan
wurde 1982 in Bremen geboren. Sie studierte Medien und Information an der
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und arbeitete vor, während und
nach dieser Zeit in verschiedenen Verlagshäusern und Medienunternehmen. Als
Zweitälteste von sieben Kindern, und Teil der darin enthaltenen beiden
Zwillingspaare, lernte sie das turbulente Leben in einer Großfamilie kennen.
Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihrer Tochter, einem Hund und zwei Pferden im
Hamburger Norden und widmet sich mit Hingabe ihrer großen Leidenschaft – dem
Mittelalter.
Reihenfolge
der Ratsherrn-Saga
Meine
Bewertung:
Quellen:
Cover:
Verlag Blanvalet
Klappentext:
Verlag Blanvalet
Kurzbiografie:
Verlag Blanvalet
Foto: ©
Joël Tan
An dieser Stelle möchte ich mich
recht herzlich beim
Verlag: Blanvalet
für die Bereitstellung dieses
Rezensionsexemplars bedanken.
Hallo Sabine, ich bin gerade über Deinen Blog gestolpert, weil ich nach einem historischen Roman von Sabine Ebert suche. Jetzt, wo ich sehe, dass Du aus meiner Heimatstadt stammst, wo ich am WE zu Besuch war, dachte ich, ich kann Dich ja mal fragen. In der Wochenendbeilage der Th. Allgemeinen stand nämlich etwas von einem Roman über Elisabeth von Thüringen. Leider habe ich den Titel vergessen, bin mir aber relativ sicher, dass er aus der Feder von von Sabine Ebert stammt. Vielleicht hast Du den Beitrag ja gelesen?
AntwortenLöschenLiebe Grüße
die Tintenelfe