Loreley singt nicht mehr
Erschienen am: 01.06.2012
Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag
Ausgabeart: Taschenbuch
Kategorien: Belletristik / Krimi & Thriller
Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag
Ausgabeart: Taschenbuch
Kategorien: Belletristik / Krimi & Thriller
Seiten: 384
Preis € (D) 9,99 | € (A) 10,30 | SFR 14,90
ISBN: 978-3-426-50864-8
Klappentext: In den frühen Morgenstunden treibt eine
bizarr leuchtende Leiche im Rhein. Ein zitternder Angler gesteht Kommissar Jan
Seidel, dass er den toten Mann am Haken hatte. Die beiden kannten sich. Nur ein
grausamer Zufall? Und während Kommissar Jan Seidel aus Königswinter den Täter
sucht, ist seine Großmutter Edith Herzberger, die rheinische Miss Marple, ihrem
Enkel bereits einen entscheidenden Schritt voraus ...
Meine Meinung: Am frühen Morgen wird Hauptkommissar
Jan Seidel zu einer am Rhein gefundenen Leiche gerufen. Hannes Menzenbach hat
sie beim Angeln unmittelbar am Fähranleger von Niederdollendorf aus dem Wasser
gezogen. Unter Schock stehend gesteht er, dass er die Leiche nicht nur
illuminiert hat sondern auch persönlich kannte. Es handelte sich um keinen
anderen als dem Bruder seines Nachbarn. Elena Vogt, Jans Partnerin, die sich
mit der Witwe, Stefanie Schirner, telefonisch in Verbindung setzt, erfährt,
dass sich ihr Mann an der Loreley aufhält und keinesfalls der Tote sein könnte.
Da an der Leiche keine äußeren Spuren von Gewaltanwendung zu erkennen sind,
gehen die Kommissare zunächst von einem Selbstmord aus.
Sehr poetisch beginnt Judith Merchant mit ihrem Prolog, in
dem sie mit viel Liebe und Gefühl den Rhein personifiziert und ihm etwas
geheimnisvolles und dramatisches verleiht.
Schon in diesem Moment wurde ich von ihrer Erzählweise
gepackt.
Doch so poetisch wie das Ganze begann, bleibt der Verlauf
der Handlung leider nicht. Denn die Kommissare müssen heraus finden, was mit
dem Toten tatsächlich passiert ist. Noch während Jan Seidel und Elena Vogt ihre
ersten Erkundigungen einholen, hat der Klatsch und Tratsch in Königswinter
schon seine Runde gemacht und Edith Herzberger, die deutsche Miss Marple, auf den
Plan gerufen. Mit ihrem großmütterlichen Instinkt ist sie ihrem Enkel Jan
bereits einen Schritt voraus. Zwar sind ihre Methoden recht gewöhnungsbedürftig
und stellen sich mitunter etwas konstruiert dar, doch gibt es dem Plot den
gewissen Pepp. Obwohl noch zu Beginn der Story alles etwas verwirrend
erscheint, nicht zuletzt der vielen Figuren wegen, die nacheinander eingeführt
werden, werden die Verbindungen dann untereinander immer eindeutiger und
nachvollziehbarer.
Judith Merchant hat ihre Figuren einzigartig beschrieben,
egal ob es die netten Nachbarinnen, die nicht nur Freundinnen sind und
gemeinsam durch dick und dünn gehen oder deren Männer. Allen hat die Autorin
ihren unverwechselbaren Charakter verliehen. Dass die beiden Frauen, die
Schwägerin des Toten und die Frau von Hannes, der die Leiche gefunden hat, eine
besondere Beziehung zueinander hegen, erfährt der Leser im Verlauf der
Handlung.
Die Ermittlungen der Polizei gestalten sich etwas schwierig.
Denn parallel zum aktuellen Mordfall, rollen Jan und Elena einen alten Unglücksfall,
der 4 Jahre zurück liegt, zum Bedauern von Dezernatsleiter Lohse, wieder auf.
Den entscheidenden Hinweis auf die Zusammenhänge zwischen dem Mordfall und dem
Unglücksfall von vor 4 Jahren erbringt natürlich die Großmutter, die zwar in
dieser Folge recht wenig aktiv ist, allerdings umso präsenter sich in den
wenigen Szenen zeigt. Immerhin ist die weit über 80 Jährige nicht mehr bei
bester Gesundheit, jedoch bei klarem Verstand und mit einer Kombinationsgabe
versehen, die sie wahrscheinlich aus ihren jahrelang gelesenen Krimibüchern
mitbringt.
Dass Kriminalromane als ein etwas „niederes Kulturprodukt“
gelten, habe ich während des Lesens schmunzelnd aufgenommen.
Erstaunlicherweise kommt dieser Krimi ohne Blutvergießen
aus, auch wenn die erste gefundene Leiche nicht die Einzige bleibt. Mit immer
wiederkehrenden und überraschenden Wendungen sorgt die Autorin für genügend
Spannung, sodass der Leser immer am Ball bleibt. Dank ihres flüssigen und
fesselnden Schreibstils fliegt man auch nur so durch die Seiten und ist
überrascht von dem, doch etwas unspektakulärem Ende. Nichtsdestotrotz endet das
Buch mit einem genauso poetischen Epilog wie es begann und lässt irgendwie ein völlig
offenes Ende mit einigen Fragen zurück.
Fazit: Der zweite Fall um die Kommissare Jan Seidel
und Elena Vogt hat mich auch dieses Mal wieder voll überzeugt und hoffe, dass
es bald wieder etwas von dem „niederen Kulturprodukt“ zu lesen gibt.
Die Autorin: Judith Merchant
Judith Merchant, geb. 1976, Germanistin und Dozentin für
Literatur, lebt mit ihrer Familie in Königswinter am Rhein. 2009 wurde ihre
Kurzgeschichte "Monopoly" mit den Friedrich-Glauser-Preis
ausgezeichnet, 2011 erhielt sie den renommierten Preis erneut für ihre
Geschichte "Annette schreibt eine Ballade". Loreley singt nicht mehr
ist nach ihrem Romandebüt Nibelungenmord der zweite Kriminalroman um Jan Seidel
und seine Großmutter Edith, die deutsche Miss Marple.
Meine Bewertung:
An dieser Stelle
möchte ich mich
recht herzlich beim
für die
Bereitstellung dieses
Rezensionsexemplars
bedanken.
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