Sonntag, 13. Januar 2013

# 5 # Joël Tan: Die Tochter des Ratsherrn


Joël Tan
Die Tochter des Ratsherrn

Erschienen am: 16.10.2012
Verlag: Blanvalet
Ausgabeart: Taschenbuch mit Klappe
Kategorien: Belletristik/Historischer Roman
Seiten: 608
Preis: € 9,99
ISBN: 978-3-442-38047-3

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Klappentext: Hamburg 1290. Runa sollte zufrieden sein: Als Ratsherrntochter und Frau von dessen Nuncius lebt sie wohlsituiert. Sie erwartet ein Kind, und ihr Glück scheint perfekt – doch der Schein trügt: Obwohl Walther seit der Hochzeit versucht, ihre Liebe zu gewinnen, ist ihr Herz bereits vergeben. Eine zufällige Begegnung lässt einstige Gefühle wieder auflodern und treibt die Eheleute auseinander. Nun allein, sieht sich Runa der Willkür eines üblen Klerikers ausgeliefert, doch zwei Männer riskieren alles, um ihr beizustehen …

Meine Meinung: Nach dem verheerenden Brand in Hamburg haben Albert und Rugnhild den Wiederaufbau des Familiensitzes in der Reichenstraße voran getrieben. Auch Runa, die inzwischen mit dem besten Freund ihres Vaters, Walther, verheiratet ist und ihr drittes Kind erwartet, dürfte es an Nichts fehlen. Dennoch spürt Runa immer öfter, dass sie sich von Walther gefühlsmäßig entfernt und sich ihrer alten Liebe hingezogen fühlt.
Walther leidet sehr unter der Zurückhaltung seiner Frau, zudem fühlt er sich von ihr hintergangen, da sie heimlich nach seiner Vergangenheit forschen ließ.
Doch auch die Veränderungen in Hamburg bleiben nicht ohne Folgen. Der Schauenburger Graf Gerhard I. ist verstorben und hat sein Erbe zu gleichen Teilen unter seinen drei Söhnen aufgeteilt, sodass die Bewohner Hamburgs zu Recht nicht nur noch höhere Abgaben befürchten um den neuen herrsch- und streitsüchtigen Fürsten gerecht zu werden, sondern, dass auch der Handel mit den Friesen zum Erliegen kommen könnte. Dies hätte für Albert von Holdenstede und seiner Familie sowie Freunden fatale Folgen, da seine ganzen Geschäfte von Graf Gerhard I. abhängig waren. Sein ärgster Feind, Ratsherr Johannes von Berge, sieht allerdings die Möglichkeit gekommen, seine Rache gegenüber der Familie von Holdenstede zu vollenden und schürt gemeinsam mit seiner Frau Heseke vom Berge weitere Intrigen.

Joël Tan hat auch ihr neuestes Werk „Die Tochter des Ratsherrn“ auf mehreren Handlungssträngen aufgebaut, wobei sie dieses Mal ihr Augenmerk auf die Tochter von Ragnhild und Albert, Runa, gelegt hat. Nachdem sie als ehemalige Begine dem Kloster den Rücken gekehrt und in einer besonderen Notlage Walther ihr Ja-Wort gegeben hat, führt sie, obwohl Walther alles für sie tut, eher ein unglückliches Leben. Walther, der weiß, wem ihr Herz gehört, flüchtet sich immer öfter in seine Arbeit oder auf Reisen. Doch auch in Walther gehen Veränderungen vor sich. Er fühlt sich, genau wie Runa, unglücklich und spürt, dass sein Herz seiner zweiten Liebe gehört - der Musik.
Selbst als sich die Eheleute völlig entzweien und der Familie von Albert von Holdenstede übles nachgeredet wird, hält er noch zu ihnen. Walther, der schließlich beschließt eigene Wege zu gehen, muss kurze Zeit später erkennen, dass er mit seiner Entscheidung völlig falsch lag. In größter Not hat er seine Frau zurück gelassen, obwohl er meinte, dass sie sich in Sicherheit befände.

Die Intrigen die von Alberts Todfeinden ausgehen, dominieren so gut wie die gesamte Handlung, die in Joël Tans ersten Roman „Die Frau des Ratsherren“ ihren Ursprung haben und dort detailliert nachzulesen sind. Doch auch wenn man den ersten Teil der Familien-Saga nicht kennt, wird man von der Autorin in das Geschehen sehr gut eingeführt. Immer wieder ermöglicht sie dem Leser, das gespannte Verhältnis zwischen den angesehenen Familien Hamburgs kennen zu lernen, um so die Zwistigkeiten zwischen ihnen zu verstehen. Dabei geht es in erster Linie stets um das Ansehen und den Stolz der Familien, um die Verletzbarkeit und die Schmach, die sie durch gewisse Handlungen erleiden mussten. Die Antwort darauf ist Rache und Genugtuung, die meist im Schmieden und Ausführen der furchtbarsten Ränke enden. Für diese Hinterlistigkeiten ist ihnen alles Recht, Opfer sind gewollt.

In beeindruckender Weise schildert Joël Tan immer wieder, welche Hierarchien in Hamburg Ende des 13. Jahrhunderts herrschten und welche Stellung die Familien und Frauen sowie die Kirche hatten. Alles dreht sich nur um die Macht und das Geld. Wer dieses besaß, hatte das Sagen. Recht und Unrecht zählte nicht.
Joël Tan versteht es, ihre Leser von der ersten Seite an ihr Werk zu binden. Der Plot ist von Spannung und Dramatik nur so durchzogen. Ihre Protagonisten hat sie gut in Szene gesetzt, sodass man mit ihnen einfach nur mitfühlen und mitleiden muss. Recht ungewöhnlich empfand ich allerdings, wie die Autorin es geschafft hat, selbst dem Bösen einen Hauch von Guten einzuhauchen, sodass man als Leser sich selbst nicht einig war, was man empfinden sollte. Doch alles hat seine Quelle und man lernt die Handlungen der Protagonisten zu verstehen.
Nachdem die Autorin den Leser in einem rasanten Tempo durch ihre Geschichte geführt hat, endet diese mehr oder weniger in einem fast gefühlvollen Happy End.

Fazit: Der zweite Band der Familen-Saga von Holdenstede beeindruckt nicht nur durch sein außergewöhnlich schönes Cover, sondern auch durch seinen kompakten und ereignisreichen Inhalt und sollte für alle Liebhaber von Historischen Romanen zur Pflichtlektüre werden.

Die Autorin: Joël Tan
Joël Tan wurde 1982 in Bremen geboren. Sie studierte Medien und Information an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und arbeitete vor, während und nach dieser Zeit in verschiedenen Verlagshäusern und Medienunternehmen. Als Zweitälteste von sieben Kindern, und Teil der darin enthaltenen beiden Zwillingspaare, lernte sie das turbulente Leben in einer Großfamilie kennen. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihrer Tochter, einem Hund und zwei Pferden im Hamburger Norden und widmet sich mit Hingabe ihrer großen Leidenschaft – dem Mittelalter.

Reihenfolge der Ratsherrn-Saga

Meine Bewertung:

Quellen:
Cover: Verlag Blanvalet
Klappentext: Verlag Blanvalet
Kurzbiografie: Verlag Blanvalet
Foto: © Joël Tan



An dieser Stelle möchte ich mich
recht herzlich beim
Verlag: Blanvalet


für die Bereitstellung dieses
Rezensionsexemplars bedanken.


1 Kommentar:

  1. Hallo Sabine, ich bin gerade über Deinen Blog gestolpert, weil ich nach einem historischen Roman von Sabine Ebert suche. Jetzt, wo ich sehe, dass Du aus meiner Heimatstadt stammst, wo ich am WE zu Besuch war, dachte ich, ich kann Dich ja mal fragen. In der Wochenendbeilage der Th. Allgemeinen stand nämlich etwas von einem Roman über Elisabeth von Thüringen. Leider habe ich den Titel vergessen, bin mir aber relativ sicher, dass er aus der Feder von von Sabine Ebert stammt. Vielleicht hast Du den Beitrag ja gelesen?

    Liebe Grüße
    die Tintenelfe

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