Dienstag, 18. Dezember 2012

# 182 # Rezension zu "Die Tore des Himmels" von Sabine Weigand



Sabine Weigand

Die Tore des Himmels

Erschienen am: 09.10.2012
Verlag:
Krüger
Ausgabeart:
Gebundene Ausgabe
Kategorien:
Belletristik / Historische Romane
Seiten:608
Preis € (D) 19,99 | € (A) 20,60 | SFR 28,90
ISBN: 978-3-8105-2665-6


Zur Leseprobe   Beim Verlag/Amazon kaufen

Klappentext: Regentin, Rebellin, Heilige: wer war Elisabeth von Thüringen wirklich?
Sabine Weigands Roman um die berühmteste Frau des deutschen Mittelalters.
Seit ihrer Kindheit ist die junge Adlige Gisa die Vertraute von Elisabeth, der Landgräfin von Thüringen. Sie weiß, wie zerrissen Elisabeth ist zwischen ihrer Liebe zum machtbewussten Landgrafen Ludwig und ihrer Suche nach einem gottgefälligen, einfachen Leben. Gisa erlebt, wie Elisabeth gegen den Hof aufbegehrt, welche Unruhe ihre Spenden, ihre Fürsorge für die Armen auslöst. Sie sieht auch, wie der jüngere Bruder des Landgrafen mit unzufriedenen Adligen paktiert und sie gegen den Stauferkaiser Friedrich II. aufbringen will. Gisas drückendstes Geheimnis dreht sich um die verbotenen Treffen einer Ketzersekte, die sie belauscht hat. Als Elisabeth 1226 dem fanatischen Inquisitor Konrad von Marburg begegnet und ihr Leben radikal strengsten Glaubensregeln unterwirft, gerät Gisas Welt völlig aus den Fugen. Wie weit kann sie Elisabeth zur Seite stehen, ohne selbst unterzugehen?

Meine Meinung: Elisabeth, Tochter des ungarischen Königs, ist gerade erst einmal 4 Jahre alt als sie mit ihrem zukünftigen Mann Heinrich, ältester Sohn des Landgrafen Hermann von Thüringen, verlobt wird. Mit einer beträchtlichen Mitgift wird die als äußerlich hässlich bezeichnete Braut unter die Obhut der Landgräfin Sophia gegeben, damit sie sowohl in ihrem künftigen Land aufwachsen als auch Land und Leute besser kennen lernen kann. Ihr zur Seite steht die Vertraute Guda aus Ungarn mit deutschen Wurzeln und Gisa, die die Landgräfin als Waise ebenfalls in ihre Obhut als Spielgefährtin für ihre Tochter Agnes nahm.
Als Elisabeth und Heinrich sich im heiratsfähigen Alter befinden, geschieht ein unfassbares Unglück. Heinrich stirbt nach einem Jagdunfall, sodass die Zukunft von Elisabeth ungewiss scheint. Doch sie hat sich schon lange in den zweitältesten Sohn des Landgrafen, Ludwig, verliebt, daher ist die Hochzeit der Beiden naheliegend, um auch die schon angerührte Mitgift nicht zurück geben zu müssen. Elisabeth und Ludwig führen eine glückliche Ehe, die mit 3 Kindern gesegnet wird. Doch Elisabeth befindet sich ständig in einem Zwiespalt mit sich und ihrem Glauben. Immer öfter spürt sie, dass sie sich Gott hingezogen fühlt aber auch den Armen und Kranken. Zum Ärgernis von Heinrich Raspe, dem dritten Sohn des Landgrafen, wirft Elisabeth mit ihrem Geld und Schmuck nur so um sich, allerdings nur um den Bedürftigen zu helfen. Mit der Zeit eskaliert das Zusammenleben zwischen Elisabeth und Heinrich Raspe während ihr Gatte sich auf einen weiteren Kreuzzug befindet. Elisabeth bricht mit ihrer Welt, dem Adel und dem Reichtum und führt kurze Zeit später nur noch ein armseliges Leben.

Elisabeth von Thüringen ist als Heilige der Katholischen Kirche kein unbeschriebenes Blatt. Als Landgräfin mit ungarischen Wurzeln ist sie ihren eigentlichen Aufgaben, das Land mit zu regieren, nie nachgekommen. Die Autorin Sabine Weigand schildert sehr anschaulich, wie sich Elisabeth im Laufe der Jahre entwickelt hat und stellt ihre Zerrissenheit zwischen dem Wohlstand auf dem Hof und ihrem Glauben Jesus Christus zu folgen, ausdrucksvoll dar. Erst als sie ihrem späteren Beichtvater Konrad von Marburg begegnet, wird sie sich ihrer wahren Bestimmung bewusst. Mit einer gewissen Gier an Selbstverachtung und Folgsamkeit kehrt sie dem Hofadel von Eisenach den Rücken und lebt zunächst in ärmlichen Verhältnissen. Ihre Hofdamen Guna, Gisa und Isentrud folgen ihr und versuchen, teilweise auch erfolglos, Elisabeth von unüberlegten Handlungen zurück zu halten.
Gerade Gisa scheint von allen die Vernünftigste zu sein und findet mit ihrer Neugier und guten Kombinationsgabe so manches Unglück zu verhindern. Ihre zunächst enge Verbundenheit mit dem Sohn des Landgrafen, Heinrich Raspe, scheint ihr jedoch später einmal zum Verhängnis zu werden.
Auch wenn die Autorin in ihrem Nachwort Gisa als eine fiktive Figur bezeichnet hat, war sie für mich eine der sympathischsten Figuren in diesem Roman überhaupt. Aber auch Ritter Raimund von Kaulburg, in dem Gisa Zeit ihres Lebens verliebt war, ist für mich eine der nennenswertesten Figuren, der als Waffenmeister seinem Landgrafen diente, aber auch den Armen, wie beispielsweise Primus, eine Chance gab.
Primus, dem gleich zu Beginn der Handlung der Prolog gewidmet wurde, stellt das Symbol der Armen dar. Als nichteheliches Kind, von einem Unbekannten gezeugt, zeigt er mit viel Witz und Intelligenz, wie er sich, als einer der Ärmsten von Eisenach, durch das Leben kämpft und auch die Familie versucht durchzubringen.
Immer wieder zeigt die Autorin die krassen Gegensätze zwischen Arm und Reich, zwischen Adel und Bettlern auf. Obwohl ich die Handlungen von Elisabeth teilweise gar nicht nachvollziehen konnte und ich so manches Mal mehr Unverständnis als Logik darin sah, wurde sie doch als Heilige bezeichnet. Sie verstand es nicht mit ihrem Vermögen umzugehen, schmiss es gedankenlos um sich, half nur wenigen Bedürftigen obwohl sie, ihr Geld gezielt eingesetzt, mehr Menschen hätte helfen können. Doch Elisabeth schien es an Intelligenz zu fehlen, sie handelte aus dem Bauch heraus, oftmals zum Ärgernis ihrer Freundinnen, dem Hofadel oder auch Konrad von Marburg, dem sie bedingungslos vertraute.
Elisabeth, die als Verstoßene von Eisenach später das Marburger Hospital gründete, in dem sie selbst als Spitalschwester arbeitete, lebte bis zu ihrem Tod im Alter von 24 Jahren dort.
Sabine Weigand hat ihren Roman auf mehreren Handlungssträngen aufgebaut und aus verschiedenen Perspektiven bestimmter Figuren erzählt. Spannend und fesselnd schildert sie das Leben im Mittelalter Anfang des 13. Jahrhunderts und gibt auch einiges über die durchgeführten Kreuzzüge des Papstes und des Kaisers preis. Interessant fand ich auch, dass sich bestimmte Figuren, wie beispielsweise der Markgraf Dietrich von Meißen, hier wieder fanden, die ich schon aus anderen historischen Romanen von anderen Autoren kennen lernen durfte.

Fazit: „Die Tore des Himmels“ ist ein gut recherchierter und spannend aufgezeigter historischer Roman, der auf alle Fälle lesenswert ist.

Der Autor: Sabine Weigand
Sabine Weigand stammt aus Franken. Sie ist Historikerin und arbeitet als Ausstellungsplanerin für Museen. Dokumente aus Nürnberg waren der Ausgangspunkt ihres Romans ›Das Perlenmedaillon‹, das wahre Schicksal einer Osmanin am Hof August des Starken liegt dem Roman ›Die Königsdame‹ zugrunde. In ›Die Seelen im Feuer‹ bilden die Hexenakten von Bamberg die historische Romanvorlage, bei ihrem ersten Roman ›Die Markgräfin‹ war es die reale Geschichte der Plassenburg bei Kulmbach, bei ›Die silberne Burg‹ die Bestallungsurkunde einer jüdischen Ärztin.
Foto: Thekla Ehling

Andere empfehlenswerte historische Romane der Autorin:

  • Die Königsdame
  • Die Markgräfin
  • Die silberne Burg
Quellen:
Cover: Verlag Krüger (Fischerverlage)
Klappentext: Verlag Krüger (Fischerverlage)
Autorenporträt: Verlag Krüger (Fischerverlage)
Foto: Thekla Ehling


Meine Bewertung:
 


An dieser Stelle möchte ich mich
recht herzlich beim
Verlag: Krüger

für die Bereitstellung dieses
Rezensionsexemplars bedanken.

1 Kommentar:

  1. Klingt richtig gut! Elisabeth von Thüringen finde ich als Persönlichkeit sehr interessant. Ich muss mal gucken, ob das mit auf meine Leseliste wandert. Ich hatte gehofft, dass das Buch "neuer" wäre und ich es für die Leserpreis-Challenge lesen kann. Ich lese eigentlich recht wenig Historisches und bin gerade ein wenig auf der Suche nach etwas Passendem, aber noch ist ja Zeit. Ich werde mich ab und zu mal bei Dir umschauen. Sieht so aus als könnte ich hier ganz gute Tipps bekommen. :-)

    Gürße von der Tintenelfe

    AntwortenLöschen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...