Donnerstag, 13. September 2012

# 145 # Rezension zu "Loreley singt nicht mehr" von Judith Merchant - Band 2



Judith Merchant

Loreley singt nicht mehr

Erschienen am: 01.06.2012
Verlag:
Knaur Taschenbuch Verlag
Ausgabeart:
Taschenbuch
Kategorien:
Belletristik / Krimi & Thriller
Seiten: 384
Preis € (D) 9,99 | € (A) 10,30 | SFR 14,90
ISBN: 978-3-426-50864-8

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Klappentext: In den frühen Morgenstunden treibt eine bizarr leuch­tende Leiche im Rhein. Ein zitternder Angler gesteht Kommissar Jan Seidel, dass er den toten Mann am Haken hatte. Die beiden kannten sich. Nur ein grau­samer Zufall? Und während Kommissar Jan Seidel aus Königswinter den Täter sucht, ist seine Großmutter Edith Herzberger, die rheinische Miss Marple, ihrem Enkel bereits einen entscheidenden Schritt voraus ...

Meine Meinung: Am frühen Morgen wird Hauptkommissar Jan Seidel zu einer am Rhein gefundenen Leiche gerufen. Hannes Menzenbach hat sie beim Angeln unmittelbar am Fähranleger von Niederdollendorf aus dem Wasser gezogen. Unter Schock stehend gesteht er, dass er die Leiche nicht nur illuminiert hat sondern auch persönlich kannte. Es handelte sich um keinen anderen als dem Bruder seines Nachbarn. Elena Vogt, Jans Partnerin, die sich mit der Witwe, Stefanie Schirner, telefonisch in Verbindung setzt, erfährt, dass sich ihr Mann an der Loreley aufhält und keinesfalls der Tote sein könnte. Da an der Leiche keine äußeren Spuren von Gewaltanwendung zu erkennen sind, gehen die Kommissare zunächst von einem Selbstmord aus.

Sehr poetisch beginnt Judith Merchant mit ihrem Prolog, in dem sie mit viel Liebe und Gefühl den Rhein personifiziert und ihm etwas geheimnisvolles und dramatisches verleiht.
Schon in diesem Moment wurde ich von ihrer Erzählweise gepackt.
Doch so poetisch wie das Ganze begann, bleibt der Verlauf der Handlung leider nicht. Denn die Kommissare müssen heraus finden, was mit dem Toten tatsächlich passiert ist. Noch während Jan Seidel und Elena Vogt ihre ersten Erkundigungen einholen, hat der Klatsch und Tratsch in Königswinter schon seine Runde gemacht und Edith Herzberger, die deutsche Miss Marple, auf den Plan gerufen. Mit ihrem großmütterlichen Instinkt ist sie ihrem Enkel Jan bereits einen Schritt voraus. Zwar sind ihre Methoden recht gewöhnungsbedürftig und stellen sich mitunter etwas konstruiert dar, doch gibt es dem Plot den gewissen Pepp. Obwohl noch zu Beginn der Story alles etwas verwirrend erscheint, nicht zuletzt der vielen Figuren wegen, die nacheinander eingeführt werden, werden die Verbindungen dann untereinander immer eindeutiger und nachvollziehbarer.
Judith Merchant hat ihre Figuren einzigartig beschrieben, egal ob es die netten Nachbarinnen, die nicht nur Freundinnen sind und gemeinsam durch dick und dünn gehen oder deren Männer. Allen hat die Autorin ihren unverwechselbaren Charakter verliehen. Dass die beiden Frauen, die Schwägerin des Toten und die Frau von Hannes, der die Leiche gefunden hat, eine besondere Beziehung zueinander hegen, erfährt der Leser im Verlauf der Handlung.
Die Ermittlungen der Polizei gestalten sich etwas schwierig. Denn parallel zum aktuellen Mordfall, rollen Jan und Elena einen alten Unglücksfall, der 4 Jahre zurück liegt, zum Bedauern von Dezernatsleiter Lohse, wieder auf. Den entscheidenden Hinweis auf die Zusammenhänge zwischen dem Mordfall und dem Unglücksfall von vor 4 Jahren erbringt natürlich die Großmutter, die zwar in dieser Folge recht wenig aktiv ist, allerdings umso präsenter sich in den wenigen Szenen zeigt. Immerhin ist die weit über 80 Jährige nicht mehr bei bester Gesundheit, jedoch bei klarem Verstand und mit einer Kombinationsgabe versehen, die sie wahrscheinlich aus ihren jahrelang gelesenen Krimibüchern mitbringt.
Dass Kriminalromane als ein etwas „niederes Kulturprodukt“ gelten, habe ich während des Lesens schmunzelnd aufgenommen.
Erstaunlicherweise kommt dieser Krimi ohne Blutvergießen aus, auch wenn die erste gefundene Leiche nicht die Einzige bleibt. Mit immer wiederkehrenden und überraschenden Wendungen sorgt die Autorin für genügend Spannung, sodass der Leser immer am Ball bleibt. Dank ihres flüssigen und fesselnden Schreibstils fliegt man auch nur so durch die Seiten und ist überrascht von dem, doch etwas unspektakulärem Ende. Nichtsdestotrotz endet das Buch mit einem genauso poetischen Epilog wie es begann und lässt irgendwie ein völlig offenes Ende mit einigen Fragen zurück.

Fazit: Der zweite Fall um die Kommissare Jan Seidel und Elena Vogt hat mich auch dieses Mal wieder voll überzeugt und hoffe, dass es bald wieder etwas von dem „niederen Kulturprodukt“ zu lesen gibt. 

Die Autorin: Judith Merchant
Judith Merchant, geb. 1976, Germanistin und Dozentin für Literatur, lebt mit ihrer Familie in Königswinter am Rhein. 2009 wurde ihre Kurzgeschichte "Monopoly" mit den Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet, 2011 erhielt sie den renommierten Preis erneut für ihre Geschichte "Annette schreibt eine Ballade". Loreley singt nicht mehr ist nach ihrem Romandebüt Nibelungenmord der zweite Kriminalroman um Jan Seidel und seine Großmutter Edith, die deutsche Miss Marple.


Meine Bewertung:


An dieser Stelle möchte ich mich
recht herzlich beim
 
für die Bereitstellung dieses
Rezensionsexemplars bedanken.


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